Während der letzten paar Monate haben die NATO-Mitgliedsstaaten ihren Druck auf Rußland deutlich erhöht. Das euro-atlantische Establishment festigt das Bild von Rußland als erbittertem Feind. Es ist sehr nützlich seine eigene rücksichtslose Außen- und Innenpolitik mit einem solchen Gegner zu rechtfertigen.
Die Situation hat bereits zu einer deutlich erkennbaren Verschlechterung der Beziehungen beider Seiten geführt, welche problemlösende Mechanismen, wie den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (VN) oder die OPCW unterwandern.
Das alarmierendste Resultat dieses Vorgehens ist eine zunehmende militärische Eskalation zwischen der NATO und Rußland in der Schwarzmeerregion und in gesamt Osteuropa.
Eine bemerkenswerte Entwicklung dieser Eskalation ereignete sich am 23. August, als britische Kampfjets vom Luftwaffenstützpunkt Mihail Kogalniceanu, nahe der rumänischen Stadt Constanta, aufstiegen, um einen russischen Seeauflärervom Typ Be-12 über dem Schwarzen Meer abzufangen, der von der Krim gestartet war. Zuvor waren bereits am 21. August zwei, von demselben rumänischen Stützpunkt gestartete, britische Typhoon-Jets an einem Abfangmanöver von zwei von der Krim gestarteten russischen Luftüberlegenheitsjägern des Typs Su-33 beteiligt. Am 13. August hatten britische Jets taktische Bomber vom Typ Su-24 der russischen Luftwaffe über den Schwarzen Meer abgefangen.
Laut der britischen Seite sind diese Abfangmanöver, um einen “russischen Angriff” im Rahmen der erweiterten Luftraumüberwachungsmission der NATO (EAP) zu verhindern.” In all diesen Fällen waren die russischen Jets weit von irgend etwas entfernt, das sich als NATO-Luftraum definieren ließe. Am 25. August hat die russische Botschaft in Vereinigten Königreich (VK) dieses Vorgehen als “rücksichtslos und provokativ” bezeichnet.
In der Zwischenzeit zahlreiche NATO-Manöver in Polen und den baltischen Staaten, in großer Nähe zur russischen Grenze stattgefunden. Während des Sommers 2018 waren die bedeutendsten unter ihnen:
- Saber Strike 18: An diesem Manöver, das in Polen und den baltischen Staaten stattgefunden hat, waren 18.000 Soldaten aus 19 Ländern betteiligt.
- Swift Response 2018: An diesem in Deutschland, Polen, Litauen und Lettland inszenierten Manöver nahmen Tausende Soldaten aus 10 verschiedenen Länder teil.
- An dem Seemanöver, Baltic Operations 2018 nahmen etwa 5000 Soldaten, 60 Flugzeuge und 42 Schiffe und U-Boote aus 22 Ländern teil.
Außerdem betreiben NATO-Mitgliedsstaaten, angeführt durch die VS und das VK, großangelegte anti-russische Propagandakampagnen und beschuldigen Rußland Provokationen, wie bspw. Aufklärungsflügen in neutralem Luftraum über dem Schwarzen Meer, dem Einsatz “chemischer Waffen” in Europa, sprich den Vorfällen in Salisbury und Amesbury, sowie der Einmischung in die inneren Angelegenheiten Europas und der VS mit verschiedenen Mitteln. Im Rahmen dieser Darstellung werden von Rußland auf seinem eigenen Territorium durchgeführte Militärmanöver als Zeichen aggressiven und hemmendes Verhalten. Alle Versuche der russischen Seite an die Stimme der Vernunft zu appellieren werden von den euro-atlantischen Diplomaten und den MSM als Propaganda diskreditiert.
Des weiteren befeuern die MSM sowie die Führung der NATO durchwegs die militärische Hysterie unter den Soldaten der Mitgliedstaaten des Militärbündnisses. Nach Meinung von Experten hat das derzeitige Maß der anti-russischen Propaganda jenes der heißesten Tage des Kalten Krieges erreicht und dieses in einigen Fällen sogar überschritten.
Sowohl die derzeit angespannte Situation als auch die andauernden Versuche von NATO-Mitgliedstaaten Rußland mit militärischen Mitteln unter Druck zu setzen tragen zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Zwischenfällen, in die beide Seiten verwickelt sind, bei. Schlimmstenfalls könnten diese militärischen Zwischenfälle zu Toten auf beiden Seiten, zu örtlich begrenzten Feindseligkeiten und, wenn der Deeskalationsmechanismus nicht weiter voranschreitet, zu einem offenen Konflikt führen.
Dieser Herangehensweise stellt eine direkte Sicherheitsbedrohung für in dieses gefährliche Spiel unwissentlich involvierte osteuropäische Nationen dar.
Ein weiterer wichtiger Umstand ist, daß Rußland kürzlich seine Militärdoktrin verändert hat. Während die russische Militärdoktrin früher, ebenso wie die der Sowjetunion, den Einsatz von Nuklearwaffen nur als Antwort auf einen Nuklearangriff durch den Gegner erlaubt hat, gestattet die moderne russische Militärdoktrin die Anwendung von Nuklearwaffen als Verteidigungsmittel im Falle eines konventionellen Angriffs auf sein Staatsgebiet.
Rußland hat der Welt zweitstärkstes Militär, jedoch werden seine Landstreitkräfte immer noch von den gemeinsamen Landstreitkräften der NATO übertroffen. Diese Faktor trägt ebenfalls zu der Möglichkeit einer nuklearen Reaktion durch Rußland im Falle des Ausbruchs eines umfangreichen Krieges bei. Es scheint sich die Frage zu stellen, was sich die VS-amerikanischen und britischen Eliten von der Befeuerung eines anti-russischen Militarismus erhoffen?
Kann es sein, daß es ihre Absicht ist einen großen regionalen Konflikt in Kontinental-Europa zu provozieren? Das würde ihnen tatsächlich das Erreichen verschiedener Ziele ermöglichen. Einerseits würden sie Rußland in einen weit von ihren eigenen Grenzen entfernten umfangreichen Krieg verwickeln und Rußland in eine Situation bringen, in der es irreparablen Schaden erleidet. Andererseits würde dem industriellen Komplex auf dem europäischen Kontinent sowie der europäischen Wirtschaft im Allgemeinen ein ähnlich irreparabler Schaden entstehen.
Quelle: https://southfront.org/who-instigating-hot-war-between-nato-and-russia/
Übersetzung©: wunderhaft