In Vorbereitung auf einen Kulturdialog mit Europa, wie ihn der Islam versteht: An Kairos Al-Azhar-Universität erfährt man die Zukunftspläne der arabischen Welt.
Dr. Sayyed Fatallah betritt die Fakultät der Islamwissenschaften in deutscher Sprache an diesem Morgen gut gelaunt. Der studierte Germanist lehrt an der ältesten islamischen Hochschule, der Al-Azhar-Universität in Kairo. Seine Dissertation hat er über Anna Seghers geschrieben. Die Studenten warten bereits auf ihn. Später wird er den Fachbereichsleiter treffen, Professor Muhammad Mansour. Er greift sich im Vorbeigehen das neueste Buch seines Chefs, "Einführung in die Koranwissenschaft", das noch halbverpackt in Kisten auf dem Gang auf die Verteilung an die Studenten wartet. Es wird ein guter Tag für die Fakultät werden. Mit der historisch-kritischen Methode, die er sich beim Studium der Literaturwissenschaft in Europa angeeignet hat, arbeiten hier an der Al-Azhar weder er noch sein Chef, Professor Mansour, wenn es um ihre heilige Schrift, den Koran, geht. "Das ist Gottes eigenes Wort; das wird von Muslimen auf der ganzen Welt auswendig gelernt. Daran gibt es keine Kritik", sagt Fatallah. Einen Augenblick später erklärt er, daß das Neue Testament der Christen voller Fehler sei, man könne dies einfach an mehreren Beispielen mit philologischen Methoden nachweisen. "Das habe ich selbst schon getan."
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