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„Was raucht Müller?“ Eine „Fernsehkritik“ zum Tageskorrektiv vom 7. April 2020

Deutschland
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Gestern, beim Abendbrot, ließ ich das Tageskorrektiv mitlaufen und hörte einfach mal zu. Nichts wirklich Aufregendes. Aber dann kam eine Passage, bei der mir die Stulle auf den Teller fiel:

 

Auszüge etwa ab Minute 34.25:

 

Daniel: (zitierend) „Warum erwähnt ihr nie die „RuStAGler“, die massenhaft vorhanden und erwacht sind? Mit diesen Bundesstaatlern kann man neu beginnen. Ihr tut immer so, als gäbe es nur Schlafschafe.“

Hajo: „Was ist RuStAG? Das ist das Ding mit den Ländern...“

Daniel: „Das ist das Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz..“

Hajo: „Vom Kaiser?“

Daniel: „Ja, unter gültigem Recht.“

Hajo: „Das habe ich schon mehrfach erwähnt. Da gibt es ‚Bismarcks Erben‘, da gibt‘s die ‚Kaiserlösung‘, die ‚1871‘(?) alles in ….

Daniel: „Ewiger Bund?“

Hajo: „‘Bismarcks Erben‘. Wie heißt die? In Telegram. Telegram“

(…)

 

Also, in dem Moment fragte ich mich ernsthaft, ob Hans-Joachim wirklich nur Zigaretten raucht? Jemand, der so wenig juristische Kenntnisse – auch das Völkerrecht und vor allem das internationale Handelsrecht betreffend – hat, will seinen Anhängern (oder neudeutsch „Followern“) den Weg ins Kaiserreich weisen? Denkt denn – wie auch sonst in Deutschschafland - niemand mehr selbst? Sind denn schon alle „coronisiert“?

 

Wie soll jemand, der das „RuStAG“ nicht kennt, den Zusammenhang erkennen können, das die Basis für ein wiedererstarkendes Kaiserreich die „Wiedererschaffung“ der einzelnen Bundesstaaten voraussetzt? Oder WILL da jemand etwas nicht erkennen, um dann nicht einsehen zu müssen, daß man sich da womöglich in etwas verrannt hat, das in eine Sackgasse führt?

 

Dann etwa ab Minute 37.20

 

Daniel: (zitierend) “Wenn ihr so für das Kaisertum seid, dann wollen wir das sächsische Königreich auch wiederhaben. Wir haben den Vorteil, daß die Prinzen erklärte Gegner der Nazis waren, inhaftiert wurden und … Scheinhinrichtungen erdulden mußten. (…) Als Kronanwärter stünde zur Zeit der Chef des Hauses Wettin, Rüdiger Prinz von Sachsen, Herzog zu Sachsen, Markgraf von Meißen im Fokus. Er ist ein Urenkel des letzten sächsischen Königs in der Linie.“

 

Hajo: „Naja, da bleibt mal auf‘m Teppich. Das Königreich Sachsen ist Fakt: Sobald ich den Kaiser verlange, habe ich mein Königreich Sachsen. Da brauchste nicht weiter nachdenken, ja? Ohne Sachsen, ohne Bayern, ohne Baden, ohne Württemberg, hören wir auf, funktioniert das Kaiserreich nicht. Da funktioniert nur das Königreich Preußen. Das müßte als erstes gegründet werden.“

 

Daniel: „Vorsicht mit Wörtlichkeiten, ja? Mit „gründen“. Ich seh‘ sie schon wieder Kritik schreiben. Natürlich wird‘s nicht gegründet. Es ist ja schon da. Aber es wird sozusagen wieder handlungsfähig. ...“

Hajo: „Also, jetzt haben wir das Preußen erledigt. Damit kann man das „Kaiser“ erledigen und damit hat man „Sachsen“. Aber wer in den jeweiligen Häusern der Kronanwärter ist, das bestimmen nicht ich und nicht du, - und da auch niemand, es sei denn es guckt jemand zu von der Familie – das entschiedet die Familie selbst. Sie legt fest: Wer ist Kronanwärter. Und nicht irgend ein Dritter oder Vierter. ...“

 

Also jetzt schlägt‘s Dreizehn! Hans-Joachim Müller ist in der Position, den Kaiser verlangen zu dürfen? Habe ich da irgendwas verpasst? Sind da möglicherweise doch Halluzinogene in seinem Tabak? Da scheinen sich jetzt so langsam Star-Allüren zu entwickeln. I guess the Wettiner are not amused.

 

Vielleicht bin ich nur eine Hausfrau mit Lockenwicklern im Haar und einer Dederonschürze um den Hüften, aber ich denke noch selbst. Und wenn mir irgendjemand einen völkerrechtlich fundierten Zusammenhang darlegen kann, der Hajos sprachliche Königreichseskapaden stützen kann, dann gebe ich zum Freitag nachmittag einen „Kaffee Komplett“ mit frischem Weißbrot aus.


 Ohne Könige gibt es keinen Kaiser

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