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Coronavirus - Der Tod als Totschlagargument

Recht
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In der Corona-Krise wird klar: Zwischen dem modernen Menschen und den Auswüchsen des Mittelalters steht einzig und alleine der Rechtsstaat. Nur ist gerade der in Gefahr, auch aufgrund totalitärer Träume mancher Politiker.

Die Furcht vor einer schweren, möglicherweise tödlichen Krankheit gehört zu den Urängsten des Menschen. In Zeiten grassierender Epidemien ist die Bereitschaft deshalb erheblich vergrößert, zivilisatorische Errungenschaften über Bord zu werfen und sich ausschließlich den Fragen des reinen Überlebens zu widmen.

Dass Angst hierbei der schlechteste aller Ratgeber ist, zeigen die oft irrationalen Ergebnisse dieser Vorgehensweise, wie wir sie mindestens seit dem Mittelalter kennen. So diente der Ausbruch der Pest als Anlass zur Ermordung und Vertreibung von Juden, denen man aufgrund der Brunnenvergifterlegende die Schuld an der verheerenden Krankheit zuschob.

Der Mensch des Mittelalters

Auch die ausufernde Verfolgung und Verbrennung angeblicher Hexen hat eine ihrer Wurzeln im sogenannten Schwarzen Tod, von welchem damalige Autoritäten wie Johannes Calvin glaubten, er sei durch „Zauberkünste“ ausgebreitet worden. Dass der eine oder andere Machtpolitiker die zeitgenössische Mischung aus Angst, Unwissenheit und Aberglauben ausnutzte, um alte Feindseligkeiten endlich in Mord und Totschlag umzumünzen, liegt auf der Hand.

Dem vorgeblichen Ziel, die verheerende Krankheit zu stoppen, kamen sie auf diese Weise aber keinen Schritt näher. Der Mensch als solcher hat sich seit dem Mittelalter kaum verändert, auch wenn er das gerne glauben möchte. So meldet Amnesty International eine aufgrund von Corona steigende weltweite Anzahl von Beleidigungen und Angriffen auf Personen, „denen eine chinesische Herkunft unterstellt wird“.

Deutliche Risse im Firnis der Zivilisation

Schleswig-Holsteiner Bürger wenden sich gegen Hamburger Zweitwohnungsbesitzer: „Ihr habt hier nichts zu suchen, haut ab!“, französische Staatsbürger werden an der deutschen Grenze mit Eiern beworfen. Für die russisch-orthodoxe Kirche ist Corona eine Strafe Gottes für menschliches Fehlverhalten, ebenso für die Islamisten, die in der Krankheit einen göttlichen Zorn gegen den „dekadenten Westen“ zu erkennen vermeinen und ihren Kämpfern demzufolge Immunität bescheinigen.

Schon kurz nach Ausbruch der Pandemie zeigen sich deutliche Risse im Firnis der Zivilisation und es wird klar: Zwischen dem modernen Menschen und den Auswüchsen des Mittelalters steht einzig und alleine der Rechtsstaat. Nur er kann verhindern, dass die Bekämpfung einer Epidemie schlimmere Folgen zeitigt als die Krankheit selbst.

Grundrecht gegen Gesundheit

Der rüde Umgang mit dieser kostbaren Errungenschaft, wie er sich nicht erst seit der Coronakrise auf politischer Ebene breitmacht, sollte uns deshalb mindestens ebenso stark beschäftigen wie die notwendige Eindämmung der Pandemie. Das Infektionsschutzgesetz war Mitte Februar nur einem kleinen Kreis von Eingeweihten bekannt. Dass es jemals zur Grundlage bundesweiter Einschränkungen von Grundrechten werden könnte, vermochte sich bis vor kurzem niemand vorzustellen.

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