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Wie Telegram-Gründer Pawel Durow die Geschichte besiegen will

Russland
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Der Nachrichtendienst Telegram wurde in Russland verboten. Für den Gründer und Internet-Milliardär Pawel Durow ist das nur ein vermeintlicher Rückschlag. Wer ist dieser Mann?

Die Geschichte wiederholt sich doch. Zumindest für Pawel Durow. Zum zweiten Mal versuchen die russischen Behörden, ihn zu stoppen. Der Internet-Milliardär lässt sich davon aber nicht unterkriegen. Im Gegenteil. Mit einer Fotomontage von «Braveheart» hat sich der 33-Jährige auf der Fotoplattform Instagram gemeldet. Ein im Blauton (inkl. Firmenlogo) seiner Nachrichten-App Telegram geschminkter Mel Gibson ruft den Feinden zu: «Sie können unsere IP-Adressen nehmen, aber niemals unsere Freiheit.»

Die Parallele zum Heldenepos passt gar nicht einmal schlecht. Durow befindet sich auf einem Rachefeldzug gegen die russische Regierung. Seine Waffe ist nicht das Schwert, sondern Telegram. Der Dienst erlaubt es, verschlüsselte Nachrichten an andere Nutzer zu verschicken. Da Durow sich weigert, die Codierung aufzuheben, hatte ein Gericht vergangene Woche die Schliessung verfügt. Seit Montag versuchen die Behörden mit der Sperrung von Millionen von IP-Adressen den Chatdienst ausser Gefecht zu setzen. Doch Telegram funktioniert noch immer. Seit Tagen liefert sich der Dienst mit der Aufsichtsbehörde Roskomnadsor ein Katz-und-Maus-Spiel. Telegram wechselt ständig auf die Server anderer Anbieter. Die Sperren legten dazwischen aber Chatdienste wie Viber sowie Internethändler und einen Kurierdienst lahm. Es fehle Durow an «Gesetzestreue und Verantwortlichkeit», sagte der Leiter der Aufsichtsbehörde, Alexander Scharow, am Mittwoch der Zeitung «Iswestija». Diese Diagnose ist wohl richtig.

Der als libertär geltende Durow lernte bereits mit 11 Jahren zu programmieren. Nach dem Studium gründete er 2006 mit seinem älteren Bruder Nikolai, einem preisgekrönten Mathematiker und Programmierer, das soziale Netzwerk VKontakte. Eine ungenierte Facebook-Kopie – mit einigen Verbesserungen. Nutzer konnten Videos, Musik und Fotos hochladen. Urheberrechte waren nebensächlich. Schon nach wenigen Monaten hatte das Netzwerk mehrere hunderttausend Mitglieder. Im zweiten Jahr knackte es die Drei-Millionen-Grenze. Dem Kreml waren die Verstösse vorerst egal. Das Internet in Russland war zu dieser Zeit ein fast rechtsfreier Raum, und der vermeintliche Konsens war, dass die Regierung VKontakte gewähren liess.

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Bild: nzz.ch