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So, Feb
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Kabul faktisch gefallen – und Medien klammern sich an Kunstbegriffe

Naher Osten
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Während Afghanistans Präsident noch von Widerstand fantasiert, verkündet dessen Innenminister bereits die friedliche Übergabe Kabuls an die Glaubenskrieger. Für den Westen zeichnet sich ein zweites Saigon ab – und die Medien werfen weiterhin Nebelkerzen.

Am zweiten August-Wochenende überschlagen sich die Meldungen aus Afghanistan. Fast schon im Minutentakt kommen Meldungen, wonach eine Stadt nach der anderen, eine Region auf die nächste an die Taliban gefallen ist. Um 10.29 Uhr MESZ dann die Mitteilung: Die Muslime haben bereits die Innenstadt von Kabul erreicht. Widerstand der von den USA und den NATO-Staaten über zwanzig Jahre hochgerüsteten und ausgebildeten Armee – Fehlanzeige! Es ist, als hätte es diese waffentechnisch den Islamkämpfern um vieles überlegenen Einheiten niemals gegeben. Die US-Geheimdienstberichte, die jüngst dahingehend korrigiert wurden, dass die afghanische Hauptstadt in spätestens 90 Tagen gefallen sein wird, entpuppen sich als Zweckoptimismus. Die Situation erinnert an das Saigon der letzten Apriltage des Jahres 1975: Unkoordinierte Hektik und Flucht der USA und ihrer Verbündeten; verzweifelte Menschen, die im Vertrauen auf die Heilsversprechen des Westens nun die Rache der Sieger fürchten; ein hilfloser US-Präsident, der irgendwie als Akt eines letzten Rettungsversuchs nun doch noch US-Spezialeinheiten ins Land schicken will und den Siegern mit irgendwelchen, fiktiven Strafaktionen droht.

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