Von Phil Butler: Er ist Politikwissenschaftler und Osteuropakenner, Autor des Bestsellers „Putins Prätorianer“ und anderer Bücher. Er schreibt exklusiv für das Online-Magazin „New Eastern Outlook“.
Die Krise in der Ukraine hat die Welt um ihre eigene Achse zurückgeworfen. Die atypische Militärkampagne des russischen Präsidenten Wladimir Putin, von manchen auch als Entnazifizierung bezeichnet, lässt die meisten westlichen Staaten verzweifelt nach Lösungen suchen. Leider machen sich die NATO- und EU-Staaten nicht die Mühe, die richtigen Fragen zu stellen, geschweige denn die richtigen Antworten vorzuschlagen. Nun, da Russland sich wehrt, um einer vollständigen Einkreisung zu entgehen, werden Grenzgebiete wie das reiche Aserbaidschan in diesen Konfliktkreis hineingezogen. Die allmächtigen Genies aus dem Westen in Oz haben dieses Mal wirklich ein Chaos angerichtet.
Einem Bericht von Fuad Shahbazov bei World Political Review (WPR) zufolge besuchte der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev Moskau auf Einladung des russischen Präsidenten Vladimir Putin am 22. Februar, also wenige Tage bevor Russland die Demilitarisierungskampagne gegen die Ukraine startete. Alijews Besuch sollte die Beziehungen der beiden Länder zu einer „verbündeten Zusammenarbeit“ umgestalten. Shahbazov berichtete wie folgt: „Die Erklärung bringt die Absicht beider Seiten zum Ausdruck, die Zusammenarbeit in einem breiten Spektrum von Bereichen zu verstärken, einschließlich regionaler Sicherheitsfragen, militärischer Beziehungen, Energie und Handel, und ruft gleichzeitig zu gegenseitigen Konsultationen über gemeinsame Anstrengungen in internationalen Organisationen auf, mit dem Ziel, die Interessen Aserbaidschans und Russlands zu schützen.“
Natürlich weiß jeder Geopolitiker, dass Aserbaidschan seit dem Ende der UDSSR auf der West-Ost-Achse wackelt. Washington stürzte sich mit großem Enthusiasmus auf den reichen kaspischen Staat, sobald sich die Sowjetunion auflöste. Die Gräueltaten und Pogrome, Zehntausende von Toten, 800.000 Aserbaidschaner und 300.000 Armenier, die vertrieben wurden und die Beteiligung der USA sind durch WikiLeaks und Geschichtsbücher gut dokumentiert.
Was die meisten Menschen nicht sehen, ist die Rolle der derzeitigen US-Regierung beim Wiederaufreißen alter Wunden. So war beispielsweise der CIA-Direktor William Burns unter Joe Biden an dem Gemetzel im Südkaukasus und der Beilegung des Karabach-Konflikts beteiligt. Präsident Putins Treffen mit Alijew lässt sich am besten verstehen, wenn man sich die wiedererstarkte Rolle Amerikas an den Grenzen Russlands vergegenwärtigt.