Herr Kern. Nun haben Sie sich wie die Magd endgültig vom Hof geschlichen, sind also Geschichte, über den Jordan der Innenpolitik gesprungen, in die ewigen Jagdgründe der SPÖ eingegangen, haben Ihre Partei, die einst stolzen Sozis, als Trümmerhaufen hinterlassen. Ihr personelles Vermächtnis trägt authentisch Ihre Handschrift:
Statt Slim Fit und Silberstein sollen nun Bobo und Pam die Kohlen aus dem Feuer holen. Im Grunde genommen ist es eigentlich eh schon egal, wer Ihnen als Konkursverwalter der Sozialisten nachfolgt. Ihnen daher noch einen Kommentar zu widmen, grenzt zwar an Nekrophilie, ist aber angesichts Ihrer epochalen Leistung als Pompfüneberer der Roten ein Akt der Höflichkeit. Versprochen: Es ist nicht „das“ aber „der“ Letzte.
Selbst in Ihrem Rücktritt auf Raten offenbarte sich das fulminante Scheitern ihrer politischen Karriere. Kurzzeit-Kanzler, Kurzzeit-Parteichef, Kurzzeit-EU-Kandidat. Ihr Durchhaltevermögen und Ihre Selbstdisziplin hatten die Halbwertszeit einer Eintagsfliege. Mit diesen Talenten wären Sie der perfekte Herausgeber von Kurz-Geschichten geworden, vielleicht wird’s ja noch was im neuen beruflichen Leben. Hinterlassen haben Sie einige Poller vor dem Kanzleramt, ein wenig Vollholler garniert mit Mumpitz. Nicht zu vergessen die Pizza Endstatione, die Sie den Österreichern mit Ihrem grenzgenialen Plan A – mittlerweile Plan R wie Rücktritt – hinterlassen haben. Ihr politisches Testament? Grablaternen und Pflasterstein, der Twitteraccount Ihres verhaltensauffälligen Sohnes und eine verschuldete ÖBB.
Was folgt? Eine SPÖ, die sich in Wiener, Burgenländer, die Gewerkschafter, die Steirer, die Kommunalpolitiker, die linke Jugend, den Racheflügel Faymanns und Gusenbauers, die Realos, die Fundis, die Basis und dazu ein paar ideologisch situationselastische Einflüsterer aufteilen.
Was bleibt: Ratlose und masochistisch veranlagte SPÖ-Wähler und last but not least der rhetorische Leckerbissen Andreas Schieder, der der SPÖ bei den EU-Wahlen den 3. Platz sichern wird.
Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Zukunft, Sie werden mir abgehen. Sie waren ein Quell der Freude für meine Kommentare. Daher ein letztes, aufrichtiges „Freundschaft Prinzessin Glaskinn“.
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