Bauer Willi berichtet von der bitteren Bilanz eines Freundes und sagt, dass die derzeitige Entwicklung nichts Außergewöhnliches in der Menschheitsgeschichte ist. Es habe immer wieder Hochkulturen gegeben, die ungewöhnlich erfolgreich waren, aber alle seien bisher an ihrer eigenen Dekadenz zugrunde gegangen.
Diesen Brief schickte mir (Bauer Willi, Anm. der Redaktion) Jürgen, mit dem ich einige lange und intensive Telefonate geführt habe. Ich habe ihn gebeten, seine Familiengeschichte einmal aufzuschreiben, damit sich Menschen außerhalb der Landwirtschaft ein Bild davon machen können, welchen Einfluß gesellschaftliche Entwicklungen und politische Entscheidungen auf den vielbeschworenen „bäuerlichen Familienbetrieb“ haben.
Mein ganzes Leben lang war ich davon überzeugt, dass ich mit Ackerbau und Viehzucht und mit der damit verbundenen Erzeugung hochwertiger Lebensmittel einen sinnvollen und wichtigen Beitrag für unser Land leiste. Mir war Bauer sein eigentlich schon in die Wiege gelegt. Mein Großvater war noch Knecht beim größten Bauern im Dorf. Der größte Traum war logischerweise, einmal ein eigenständiger Bauer mit eigener Scholle zu sein. Und diesen Traum hat er sich hart erarbeitet. Als Arbeiter im Steinbruch konnte er von einem kinderlosen Ehepaar auf Leibrentenbasis ein Kleinstanwesen mit 2 Kühen, 3 Schweinen und 1,5 ha Grund und Boden erwerben. Mein Vater führte dies als Untertagekumpel im Bergbau fort. Immer mit der Sehnsucht, einmal den Hof so zu vergrößern und auszubauen, um als Vollerwerbsbauer davon leben zu können.