Düsseldorf. Die Polizei in NRW kommt bei den ungeklärten Todesfällen nicht hinterher. Um Abhilfe zu schaffen, sollen 28 Mord-Ermittler aus dem Ruhestand geholt werden. Schon dieses Jahr werden sie die ersten „Cold Cases“ analysieren.
28 ehemalige Mord-Ermittler will das NRW-Innenministerium wieder ins Berufsleben holen. Sie sollen dazu beitragen, ungeklärte Tötungsdelikte aufzuklären, sogenannte „Cold Cases“. Teilweise liegen die Fälle 50 Jahre zurück. „Mit dem bisherigen Tempo werden wir den Angehörigen und unseren Ansprüchen nicht gerecht. Ihre Strafe kriegen die Täter zu spät oder oft gar nicht.“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). Das neue alte Personal soll bereits dieses Jahr seine Arbeit aufnehmen.
2017 hat das Landeskriminalamt (LKA) mit dem Aufbau einer Cold-Case-Datenbank begonnen. Insgesamt wollen die Ermittler darin 1160 ungeklärte Fälle digital erfassen und analysieren. Rund 500 von ihnen sind aus den Jahren 1970 bis 1989, 650 weitere ab 1990 bis 2015 und einige aus den vergangenen sechs Jahren. Das bisherige Tempo bei der Prüfung dieser Fälle war offenbar ein Grund für den neuen Vorstoß. Bislang hat das LKA erst 261 Fälle in die Datenbank aufgenommen und 23 neu aufgerollt. „Das ist besser als nichts. Aber in der Geschwindigkeit werden wir nie fertig“, sagte Reul.
Von den pensionierten Ermittlern verspricht sich das LKA ziemlich viel. Sie sollen zum einen die vorhandenen Akten digitalisieren. Gerade bei älteren Fällen sei das ein enormer Aufwand, teilweise müsse man viele zusammengetackerte Seiten erfassen. Die Alt-Ermittler könnten auch neue Ansätze erkennen, die etwa erst durch die modernen Verfahren der heutigen Polizeiarbeit möglich werden, sagte Andreas Müller. Er leitet die operative Fallanalyse beim LKA und hat den Aufbau des neuen Teams „Neue Methoden können uns zum zeigen, aus welchem Organ ein Blutstropfen stammt“, sagte Müller. Die Ermittler könnten auch überprüfen, ob die Tat vollständig rekonstruiert, das Motiv ausreichend geklärt sei. „Die ehemaligen Kollegen haben ein unschätzbares Erfahrungswissen.“