Stellen Sie sich vor, Sie sehen auf twitter ein Bild mit Text (eine sogenannte "Kachel"), teilen Sie, wie es täglich Hunderttausende twitter- und facebook-Nutzer machen - und bekommen daraufhin Post vom Anwalt, mit der Aufforderung zu einer Unterlassungserklärung, und einer sehr gesalzenen Rechnung.
Genau das ist mit Anfang November mit Patrick Gensing passiert, dem Chef-Faktenfinder der ARD, bekannt auch für seine frühere Nähe zur linksradikalen Antifa. Auf der Kachel, die auch heute noch vielerorts auf twitter und im Internet zu finden ist, steht neben dem Bild Gensings dieses Zitat von ihm: "Ich glaube, dass man die Leser eher gewinnen kann, wenn im Journalismus eine Haltung vertreten wird, als wenn da einfach nur Fakten angehäuft werden. In meinen Augen ist das auch überhaupt nicht Journalismus". Das Zitat ist echt, jeder kann es nachlesen (hier).
Der tweet wurde in kurzer Zeit 623 Mal geteilt und fast 1600 Mal geliked. Und es wären sicher mehr Likes geworden, hätte ich ihn nicht löschen müssen. Gensing machte nämlich geltend, er habe dem Fotograf die Rechte an seinem Bild abgekauft - und deswegen sei das Urheberrecht verletzt. Auf meine Bitte, den Vertrag mit dem Fotografen vorzulegen, kam zunächst nur eine schwarze, unleserliche Kopie. Erst jetzt mit der Klage kam eine leserliche Bestätigung - unterschrieben im November, also lange nachdem der tweet erschienen ist, Weiter ging es wie in einem Kafka-Roman: Gensings Anwalt drohte mit weiteren 900 Euro Rechnung für die Ermittlung meiner Adresse - und ich zitiere lieber nicht, mit welchen Geschäftspraktiken auf welcher Insel in Europa das ein befreundeter Jurist verglich, als ich ihm davon erzählte.
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Kurz darauf bekam ein befreundeten Anwalt einen Anruf von Gensings Rechtsvertreter, und dieser sprach "dezent" von einem Detektiv, der in der Sche aktiv sei und "übereifrig". Ein Wink mit dem Zaunpfahl. Und was für ein Zufall: Gleichzeitig meldete sich bei meinem Bruder telefonisch eine Frau, die sich offenbar in betrügerischer Absicht als Mitarbeiterin der Rentenversicherung ausgab und ihn nach meiner Adresse fragte. Er roch Lunte, dass etwas nicht stimmte - meine Adresse ist geheim, wegen Bedrohungen bis hin zu Morddrohungen. Meine alte Mutter, die es ohnehin am Herz hat, machte sich große Sorgen, dass mich da irgend jemand auf diese Weise sucht, und auch meinem alten Vater setzte es zu. Zeitgleich erfuhr ich, dass eine Privatdetektivin bei den Behörden in Berlin eine Adressauskunft über mich beantragt hatte.