Als „Common Law“ wird ein Rechtskreis bezeichnet, welcher in vielen englischsprachigen Ländern besteht. Das Besondere an ihm ist, dass er sich nicht auf Gesetze, sondern auf Präzedenzfälle stützt (Fallrecht) und durch richterliche Auslegungen weitergebildet wird (Richterrecht). Demzufolge ist das Common Law als das Gegenteil des „Civil Law“ anzusehen, welches in den meisten kontinentaleuropäischen Ländern vorherrschend ist. Dieses basiert auf Gesetzen; das Richterrecht spielthierbei eine eher untergeordnete Rolle.
Seinen Ursprung hat das Common Law in England. Heutzutage findet es darüber hinaus Anwendung in den USA, Kanada, Indien, Irland, Australien, Neuseeland, Südafrika und diversen anderen Staaten, welche dem Commonwealth angehören beziehungsweise angehörten.
Im internationalen Waren- und Dienstleistungsverkehr kommt es immer häufiger vor, dass Verträge nach dem Common Law geschlossen werden. Doch nicht nur das: auch bei inländischen Verträgen geht der Trend immer mehr zur Anwendung des englischen Rechts. Dies kann erhebliche Vorteile für jene Juristen mit sich bringen, welche sich mit einem derartigen Procedere auskennen, doch Anwälte, deren Ausbildung ausschließlich auf das deutsche Recht bezogen war, können arge Probleme mit derartigen Vertragsbeziehungen haben. Die Überschaubarkeit, welche in der deutschen Gesetzgebung gegeben ist, fehlt dem Common Law völlig, und die Fülle von Präzedenzfällen, welche individuell betrachtet werden kann, macht einen Vertragsabschluss für nicht im englischen Recht geschulte Juristen auch nicht einfacher.
Common Law
Rechtssysteme, welche auf dem Common Law beruhen, bestehen aus vielen Einzelentscheidungen. Diese werden systematisch aufgearbeitet. Ergänzt wird das Common Law durch das Statutory Law (kodifiziertes Recht).
Da sich das Common Law aufgrund immer neuer Präzedenzfälle weiterentwickelt, bedarf es zu dessen Ausübung erfahrene Richter. Sie haben nicht nur die Aufgabe der Rechtsprechung an sich, sondern auch der Weiterentwicklung des Common Law. Das kodifizierte Recht wird seitens der Gesetzgeber nur dazu verwendet, um das Common Law zu regulieren.
Civil Law
Rechtssysteme, welche auf dem Civil Law beruhen, basieren auf Gesetzen. Diese werden durch die Gerichte auf den jeweiligen Fall angewandt und ausgelegt. Da ein derartiges Rechtssystem an die bestehenden Gesetze gebunden ist und es keiner Weiterentwicklung bedarf, gibt es beim Civil Law keine Vorschriften bezüglich der Berufserfahrung der Richter; auch Berufsanfänger dürfen ein Richteramt im Civil Law-Rechtssystem innehaben.
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