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Di, Feb
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Weshalb «Nudging» ein Angriff auf die Würde des Menschen ist

Gesellschaft
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Alle würden am liebsten alle anschubsen und smart zu ihrem Glück verführen: Das «Nudging» hat sogar Nobelpreis-Weihen erhalten. Zu Recht? Kritik eines neuerdings erhobenen belehrenden Tons in Wissenschaft und Politik.

Freiheit ist Freiheit in Grenzen. Denn Freiheit ohne Grenzen ist leer. Insofern ist Freiheit immer die Wahl der Abhängigkeit. Und nur die Zwangsordnung des Rechts garantiert die Freiheit jedes Einzelnen. Wer nun die Spielräume der Freiheit verengen will, ist begründungspflichtig, auch wenn er lediglich den Gebrauch der Freiheit zu verteuern oder zu erschweren beabsichtigt. Hilfreich dafür ist eine moralphilosophische Position, die den Rang allgemeiner Akzeptanz beanspruchen kann. Ein Nobelpreis kommt da wie gerufen – in diesem Fall für den amerikanischen Verhaltensökonomen Richard Thaler. Seine Kernbotschaft: Der Mensch sei nur «beschränkt rational», in Wirklichkeit ein homo affectus, im Extremfall ein kognitiver Versager. Dies nachgewiesen zu haben, so das Urteil des Nobelpreiskomitees, mache die Ökonomie «menschlicher». [...]

Auch die mannigfachen Forschungsanstrengungen zur sogenannten künstlichen Intelligenz leben von der These, dass Algorithmen «besser» entscheiden als Menschen. Gesellschaftliche Sprengkraft aber gewinnt diese Sichtweise durch die Politik. Sie wittert die Chance, ihre Umerziehungsneigung «wissenschaftlich» zu legitimieren («nudging»). Der gemeine Bürger, er wisse ja gar nicht, was gut für ihn sei. Das wissen nur anonyme Behörden. Gütig und vor allem: ganz rational. [...]

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Bild: Pixabay