Warum mühen sich so viele Menschen das halbe Leben lang in einem langweiligen Job ab? Warum mühen sich so viele Menschen das halbe Leben lang in einem langweiligen Job ab? Der Philosoph Frithjof Bergmann, Begründer der «New Work»-Bewegung, arbeitet seit Jahrzehnten an Alternativen zum kapitalistischen Lohnarbeitssystem. Arbeit, sagt der 86-Jährige, müsse keine lästige Pflicht sein, sie könne uns auch lebendig machen.
IHerr Bergmann, wir treffen uns hier in Berlin am Rande einer Tagung zum Thema «New Work», an der Sie als Redner aufgetreten sind. Staunen Sie manchmal, was heute alles unter dem von Ihnen in den Achtzigerjahren geprägten Begriff «Neue Arbeit» veranstaltet und verkauft wird?
FRITHJOF BERGMANN: Ich habe da in der Tat zwiespältige Gefühle. Einerseits geniesse ich es, mit 86 Jahren noch eingeladen und gehört zu werden, ja mehr als das: Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren so berührt von meinem Referat, dass wir lange nach Veranstaltungsende noch im kleineren Kreis weiterdiskutiert haben. Eigentlich sind die Leute ja nicht berührt von mir, sondern von sich selber, von dem Teil in ihnen, der über all die Jahre verkümmert ist. Wir haben uns jedenfalls bis weit in die Nacht hinein ausgetauscht – deshalb empfange ich Sie in etwas unausgeschlafenem Zustand hier auf meinem Hotelzimmer. Aber mit ein wenig Geduld und viel Kaffee sollte es gehen.
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