Zunächst war es ein Verdächtiger, jetzt sind es Zehntausende: Der Missbrauchsskandal von Bergisch Gladbach ist ein Komplex unvorstellbaren Ausmaßes. Die Grausamkeiten bringen auch erfahrene Ermittler an ihre Grenzen.
Manchmal hilft ein Vergleich. Vor allem, wenn es um Dinge geht, die nicht bis ins Letzte in Worte zu fassen sind. "Man kann sich das wie ein Puzzle mit vielen Tausend Teilen vorstellen", sagt Kriminaldirektor Michael Esser über seine Arbeit. Den Rand, die ersten Teile, die habe man immer recht schnell beisammen. "Aber wenn man zur Mitte will, wird es immer schwieriger", sagt Esser, der im Kölner Polizeipräsidium sitzt und mit seinen Leuten einen Fall aufklären soll, bei dem sich unter jedem gefundenen Teilchen ein neuer Abgrund auftun kann.
Und bei dem noch gar kein Ende absehbar ist. "Wir werden auch erleben", sagt der Polizist, "dass wir einige Steine gar nicht finden werden." Es geht um den Fall Bergisch Gladbach.
Die Stadt, nur wenige Kilometer von Köln entfernt, ist ungewollt zur Chiffre geworden. Für ein Geflecht von Männern, die Kinder missbrauchen und sich darüber über das Internet austauschen. Der Missbrauchskomplex bekam den Namen Bergisch Gladbach, weil von dort ein Verdächtiger stammt, der in gewisser Weise am Anfang stand. Am Montag (10. August) soll der Prozessgegen den 43-Jährigen in Köln beginnen. Das rückt die Arbeit der Polizei aufs Neue in den Vordergrund. Sie hat mittlerweile viele Erkenntnisse gesammelt.