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Letzter Versuch, den BER zu skandalisieren

Bild von Gerald Friedrich auf Pixabay

Gesellschaft
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Er taugt nur noch für Witze: Kaum jemand kann sich noch wirklich darüber aufregen, dass der BER nicht fertig wird, meint Daniel Bouhs. Weil heute in Brandenburg der Flughafen-Sonderausschuss tagt, versucht der Medienjournalist es doch noch mal.

Ein Einwurf von Daniel Bouhs

Manchmal fahre ich am neuen Berliner Flughafen vorbei. Am liebsten nachts. Die Landstraße im Osten knapp hinter Berlin liegt dicht dran und leicht erhöht. Der BER ist dann ein echter Lichtblick. Wie eine Spielstadt für Kinder: Der Tower, die Landebahnen, das Terminal: hell erleuchtet. So modern, so ordentlich, so unschuldig. Was fehlt sind: die Flugzeuge.

Die „Berliner Morgenpost“ hat eine Webseite geschaltet, auf der sich jeder Gewissheit verschaffen kann, der sich in einem Traum wähnt: www.istderBERschonfertig.de, dort steht ganz groß: Nein. Der „Tagesspiegel“ zählt wiederum jeden Tag, wie lange der allererste Eröffnungstermin schon verpasst wurde: 2621 Tage. Mehr als sieben Jahre.
Pannenflughafen, Milliardengrab, Desaster

Ja, das alles ist ein riesiger Skandal. Und darüber wurde auch schon fleißig berichtet. Sonderseiten in Zeitungen, ganze Fernsehdokumentationen zum „Pannenflughafen BER – vom Vorzeigeprojekt zum Milliardengrab“ und natürlich auch „die Chronik eines Desasters“: Kabel, die ins Leere verlegt wurden. Tunnel, in denen ein einsamer Fahrer Tag für Tag seine S-Bahn hin und her gondelt, damit nichts schimmelt und die Wasserhähne, die immer wieder laufen müssen, damit nichts verstopft.

Das Problem ist nur: Wo kommt nach 2621 Tagen noch die Aufregung her? Wurde der Skandal vielleicht kaputt skandalisiert? Ist der BER so etwas wie der Endgegner der Skandalisierung, an dem gar keine Empörung mehr haften bleibt? Der Betreibergesellschaft und vor allem den beteiligten Landesregierungen – Berlin und Brandenburg – könnte gar nichts Besseres passieren. Die Krisen-PR würde sich von allein erledigen.
Ein geistig abgeschriebenes Projekt
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