Der russische Geopolitiker und Publizist Alexander Dugin hat bereits um die Jahrtausendwende sein Konzept einer künftigen „multipolaren“ statt der monopolaren US-Weltordnung bis 1989/91 formuliert. Es wird seit geraumer Zeit mit jedem Tag aktueller. Die bisher dominierenden Akteure – die USA, der Westen ingesamt, aber auch Israel – verlieren an Boden, während neue Akteure Raum gewinnen: Rußland, China, aber selbst ein vom Westen seit Jahrzehnten unter Quarantäne gehaltenes Land wie Iran.
Der frühere stellvertretende iranische Kulturminister Mohammed Ali Ramin, den ich dieser Tage am Rande der diesjährigen „New Horizon“-Konferenz in Maschhad kennenlernen durfte, rief in Erinnerung, daß sein Land bis zum Sturz des Schahs 1978 unter völliger Kontroller der USA, Großbritanniens und Israels stand. Seit der Islamischen Revolution konnte nicht nur diese Fremdherrschaft zur Gänze abgeschüttelt werden. Vielmehr ist der Iran heute vielmehr ein wichtiger regionaler Akteur, dessen Einfluß bis ans Mittelmeer reicht. Anders als unverbesserliche Transatlantiker füge ich aus persönlicher Sicht hinzu, daß man darin nicht zwangsläufig eine Bedrohung sehen muß.
Ich habe schon vor einiger Zeit deutlich gemacht, daß ich den Islam nicht hasse (und habe mir dadurch den Zorn einschlägig bekannter Israel-Freunde zugezogen). Als deutscher Patriot möchte ich nicht, daß mein Land den Weg der schleichenden Islamisierung geht wie etwa Großbritannien; umgekehrt lehne ich es aber auch ab, mich in die inneren Angelegenheiten anderer, etwa muslimischer Länder einzumischen; dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund, daß gerade Deutschland in der Vergangenheit einen hervorragenden Ruf in der islamischen Welt hatte, der heute durch die halsbrecherische Israel-Anbiederung der Bundesrepublik systematisch ruiniert wird.
Auch der verlogene Menschenrechts-Fundamentalismus des Westens ist kein guter Ratgeber für unseren Umgang mit der restlichen Welt.
Ich konnte im Rahmen der Konferenz in Maschhad – ebenso wie Udo Voigt – bei mehreren Gelegenheiten in Erinnerung rufen, daß Deutschland heute kein freies, sondern nach wie vor ein fremdbesetztes Land ohne Souveränität ist. Ich mußte in diesem Zusammenhang leider insbesondere auch vor falschen Hoffnungen in die vorgebliche „Alternative für Deutschland“ (AfD) warnen, die zumindest in Sachen Israel nahtlos an die Politik der Altparteien anknüpft und deshalb keine Alternative sein kann – jedenfalls nicht für Deutschland. Man muß im Ausland wissen, was man von den Deutschen erwarten kann – und was nicht.
Tatsache ist, daß wir die Wiederherstellung unserer nationalen Souveränität und Handlungsfähigkeit vermutlich nicht ohne Unterstützung von außen werden bewerkstelligen können. Rußland wäre der naturgegebene Ansprechpartner, und Putin hat in den letzten 20 Jahren mehr als einmal die Hand in Richtung Deutschland ausgestreckt. Jedermann weiß, daß die anglo-amerikanische Weltpolitik seit eineinhalb Jahrhunderten fieberhaft alles versucht, um Deutschland und Rußland, die beherrschenden Mächte der eurasischen Landmasse, auseinanderzuhalten. Umso mehr stellt sich für deutsche Patrioten die Aufgabe, insbesondere den Schulterschluß mit Rußland zu suchen.
Das wiedererwachte orthodoxe Rußland teilt darüber hinaus mit der islamischen Welt die Verachtung für die westliche „Kultur des Todes“, deren Koordinaten Minderheitenkult, Zerstörung der Familie, Pornographie und schleichende Bekämpfung des Christentums sind. Auch hier könnten deutsche und westeuropäische Patrioten problemlos andocken.
Unser Feind ist weder Rußland noch „der Islam“, sondern das transatlantische Geschwür und seine verlogenen Pseudowerte. Sie sind auf dem besten Wege, unserem Weltteil den Todesstoß zu versetzen. Zu ihrer Bekämpfung reiche ich jedem die Hand, der guten Willens ist. Allzu wählerisch können wir nicht mehr sein.
Bild: Karl Richter / Blick auf die Leinwand während meines Redebeitrags. Ich warnte vor der Illusion eines souveränen und handlungsfähigen Deutschlands, allerdings auch vor der trügerischen Hoffnung auf bundesdeutsche „Rechtspopulisten“, die in ihrer Israel-Fixiertheit inzwischen sogar die Altparteien noch übertreffen.