Können Menschen gleichzeitig intelligent und sozial kompetent sein? Ja, unbedingt, glaubt Hirnforscherin Franca Parianen. Sie ist überzeugt: Der moderne Mensch wurde erst in Gesellschaft schlau.
Franca Parianen, Jahrgang 1989, ist Hirnforscherin. Am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und bald der Universität Utrecht, ergründet sie Aufbau und Ursprung menschlichen Sozialverhaltens. Auf Science-Slams versucht sie, auch Nicht-Wissenschaftler für ihre Arbeit zu begeistern. 2017 ist ihr Buch "Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?" erschienen.
SPIEGEL ONLINE: Frau Parianen, wieso interessiert sich die Hirnforschung für das menschliche Zusammenleben?
Parianen: Das ist tatsächlich lange Zeit ignoriert worden. Dabei muss man sich doch nur fragen, woran wir den lieben langen Tag denken, was unsere größten Herausforderungen sind.
SPIEGEL ONLINE: Binomische Formeln sind es wohl nicht?
Parianen: Nein, sondern Menschen, um die wir uns sorgen. Selbst im Ruhezustand, wenn wir etwa im Zug aus dem Fenster schauen, sind Gehirnareale aktiv, die auf ein soziales Denken schließen lassen und nicht auf das Lösen von Rechenaufgaben. Lebenslang sind wir ständig miteinander verbunden. Wenn wir verstehen wollen, wie das Gehirn tickt, wie es lernt oder sich entwickelt, müssen wir beobachten, wie wir interagieren.
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