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Di, Feb
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Links, wo kein Witz trägt

Gesellschaft
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Es hat Gründe, warum Kulturrevolutionäre die Vergangenheit abräumen: Sie können im Vergleich mit früher nur verlieren. Besonders, wenn es um Witz geht. Wenn sie sich trotzdem für Tucholsky-Erben halten: das ist komisch.

In magischen Zeiten, als die heutigen Identitätsrevolutionäre alle noch nicht geboren waren, nämlich 1969, produzierte „Monty Python’s Flying Circus“ ihren Film über den komischsten Witz der Welt. Bei dem Stück handelt es sich um eine Dokumentation über die Entdeckung des funniest joke in the world, seine zahlreichen Opfer (wer ihn hört oder liest, lacht sich tot) und seinen Einsatz als Wunderwaffe der britischen Armee, wo er, übersetzt ins Deutsche und verheerend auf die Entfernung von 50 Yard, die Gegner massenhaft niedermäht.
(Diese deutsche Übersetzung lautet übrigens: „Wenn ist das Nunstück git und Slotermeyer? Ja! Beiherhund das Oder die Flipperwaldt gersput!“)

In dem Film kommt auch eine Szene vor, in der ein SS-Offizier (John Cleese) einen britischen Kriegsgefangenen verhört. Mit den Antworten des Gefangenen unzufrieden, bellt er: „That’s not funny“. Der Gefangene kommt auf die Idee, ihm den ins Deutsche übersetzten Todeswitz zu erzählen. Cleese schreit noch einmal that’s not funny und fuchtelt mit seiner Verhörpeitsche. Eine Sekunde später kann er das Lachen nicht mehr unterdrücken, er fällt tot um, vom Witz erledigt.

In der Gegenwart, in der Identiätslinke Denkmäler stürzen, Filme oder Serien verbannen – zum Beispiel die von Monty Python – und Polizisten auf den Müll befördern wollen, gibt es den John-Cleese-SS-Offizier gleich doppelt. Einmal mehr oder weniger im Original mit Peitschenknall und dem Ruf that’s not funny (beispielsweise, wenn sich Dieter Nuhr einen kleinen Scherz über Greta Thunberg erlaubt).

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