von Sebastian Müller /le-bohemien.net am 1-März 2013 Ein Diskurs unter Marxisten. Im Mittelpunkt steht der unter Pseudonym antwortende “Viktor Vladimirowitsch Starogin”. Heraus kommt eine schonungslose Dialektik über die Probleme einer zersplitterten Linken aus ungewohnter Perspektive.
Das Gespräch führte Sascha Becker, Blogger des DWR-Autorenkollektivs. “Marxisten im le Bohémien?” mag manch einer fragen. Wir halten dagegen: Die Kritik der politischen Ökonomie bleibt universal.
Genosse Viktor Vladimirowitsch –
Starogin: Ich grüße euch, Genossen!
Wir freuen uns, endlich einmal mit dir über diejenigen Fragen sprechen zu können, die uns und unsere Leserschar sicher sehr viel mehr interessieren als die bekannten neunundneunzig Prozent.
Starogin: Leider, ja.
Also über Fragen der Wirtschaft, gestellt aus einer nicht auf Effizienz und Umsatz eingeengten Perspektive...
Starogin: Gegen Effizienz habe ich gar nichts. Man sollte nur wissen, in welche Richtung sie geht. Die Perspektive, von der ihr sprecht, ist nicht in einem intellektuellen Sinne eingeengt oder sogar dumm – sie ist es vor allem in einem quantitativen Sinne, weil sie lediglich die Interessen einer Minderheit vertritt. Die entgegengesetzte Perspektive, die wir vertreten, ist einfach die Perspektive der Mehrheit der Bevölkerung auf diesem Planeten und damit, in einem mittelbaren Sinne, sogar aller Menschen – was die erste Sichtweise letztlich dann doch dumm macht.
Die Mehrheit der Bevölkerung würde uns da aber nicht zustimmen.
Starogin: Mit dieser Erwägung fängt das geistige Elend schon an. Die Mehrheit der Menschen würde auch nicht zustimmen, wenn man ihnen sagte, dass Nukleinsäuren wichtiger für ihr Wohlbefinden sind als Geld, Alkohol und Geschlechtsverkehr zusammen
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