Am Dienstag hat der Spiegel gemeldet, Litauen drohe Flüchtlingen, die aus Weißrussland in das Land wollen, Gewalt an. Am Mittwoch hat der weißrussische Grenzschutz Flüchtlinge aufgefunden, die Schussverletzungen und schwere Verletzungen durch Hundebisse aufwiesen.
Dass „Qualitätsmedien“ wie der Spiegel es vollkommen in Ordnung finden, wenn Litauen sich gegen Migranten abschirmt, während das gleiche Verhalten bei Ungarn zu einem Proteststurm geführt hat, habe ich schon berichtet. Dass deutsche Medien und Politiker auch kein Problem damit haben, dass Litauen Flüchtlinge pauschal für mindestens sechs Monate in Lagern interniert, ist für Leser das Anti-Spiegel auch nicht neu. Nun hat Litauen seinen Anti-Migrantenkurs noch einmal verschärft.
Am Dienstag hat der Spiegel unter der Überschrift „Flüchtlingsstreit mit Belarus – Litauen will Migranten an Grenzübertritt hindern – notfalls mit Gewalt“ berichtet:
„»Zuallererst sagen (litauische Grenz-)Beamte ihnen (Migranten), dass sie verloren sind, dass sie in dem schönen Land Belarus angekommen sind und den falschen Weg genommen haben, während sie die Natur genießen, aber jetzt müssen sie den touristischen Weg zurück in dieses Land fortsetzen«, sagte Abramavičius.
Sollte diese Methode nicht erfolgreich sein, habe Litauen sich das Recht vorbehalten, Gewalt anzuwenden, um Migranten fernzuhalten, so der konservative Politiker.“
Das war sehr allgemein gehalten und der Spiegel-Leser hat nicht erfahren, wie diese Gewalt aussehen könnte. Man beachte in diesem Zusammenhang, wie kritisch der Spiegel über das manchmal strenge Vorgehen der griechischen Grenzschützer berichtet und sogenannte „Push-backs“ verurteilt. Als „Push-backs“ wird es bezeichnet, wenn Grenzschützer illegale Grenzübertreter gewaltsam wieder über die Grenze zurückdrängen. Aber wenn Litauen das tut, hat der Spiegel nichts daran zu kritisieren, schließlich geht es gegen Weißrussland, da werden die dem Spiegel sonst heiligen Rechte von Migranten hinten angestellt.